mercredi 21 août 2013

Veränderung braucht Beobachtung

Wenn in einem Unternehmen finanzielle Probleme auftreten, ist das erste Gebot,
die Bilanz zu überprüfen. Alle Einnahmen werden den Aufwendungen gegenübergestellt.
So findet man sehr rasch die Ursache für Fehlentwicklungen.
Ein Ernährungsmanagement sollte ähnlich funktionieren. Der IST-Zustand
muss einmal erhoben werden. Nun ist es ja zumeist so, dass Menschen, die zu
diesem Buch greifen, ein Körpergewicht haben, das ihrem subjektiven Wohlgefühl
nicht mehr und den objektiven Bewertungskriterien (Body Mass Index,
auch BMI genannt) schon gar nicht mehr entspricht. Da ist „Bilanz ziehen“
angebracht. In der Wirtschaftswelt heißt es dann:
1. „Wo stehen wir?“
2. „Wie ist es dazu gekommen?“
3. „Wo wollen wir hin?“
4. „Wie gehen wir’s an?“ und
5. „Wie werden wir das Ziel erreichen?“
Uns sollten derzeit die beiden ersten Fragen interessieren.
Wo stehe ich?
Vielleicht fühlen Sie sich gelegentlich schlapp, die Kleidungsstücke um
den „Äquator“ spannen ein wenig, das Bücken ist ein bisschen mühsam geworden,
und nach einem Aufstieg in den 3. Stock Ihres Bürohauses tanzen
kleine Sternchen vor den Augen. Möglicherweise ist auch nur die Puste weg
oder der Sommer kommt mit seiner schönen Bademode. Es gibt viele Situationen,
die uns vor Augen führen, dass es mit unserer Leibesfülle nicht zum
Besten steht.
Die Reaktionen auf diese Erkenntnis sind vielfältig. Einige überspielen die
Situation mit originellen Sprüchen wie: „Das ist nur eine vorübergehende Erscheinung,
die sich bald wieder legt“ oder „Ich habe kein Übergewicht sondern
bin nur untergroß“. Ein berühmter französischer Feinschmecker meinte dazu:
„Gewicht war nie mein Problem. Ich habe einfach auf eine größere Kleidergröße
gewechselt.“ Gemeinsam ist diesen Reaktionen: Die Betroffenen wollen
ein Gewichtsproblem nicht zur Kenntnis nehmen. Wer den Kopf so in den Sand
steckt, wird mit den negativen Erscheinungen weiterhin leben (müssen).

Andere aber wollen zwar Veränderung und eine Verbesserung der derzeitigen
Situation, wissen aber nicht, wie Sie dies erreichen können. Viele frühere
Diätversuche haben eine Einstellung wachsen lassen, die von Resignation und
Hoffnungslosigkeit geprägt ist, und auch die scheinbaren „Wundermittel“
sind nicht im Geringsten dazu geeignet, uns das „Wunder des Abnehmens“
verstehen zu lassen. Und so nehmen wir uns eine Anleihe in der Wirtschaftswelt
und gehen die Frage so pragmatisch an, als ginge es um eine kleine, alltägliche
Aufgabe in einer Firma wie etwa folgende: Finden Sie heraus, wie die
Lieferzeit eines Produktes verkürzt werden kann.
Wie ist es dazu gekommen?
Die Feststellung: „Ich habe einfach zugenommen“ ist zwar korrekt, bringt
uns aber noch nicht zu den Ursachen unseres Zustandes. Vielmehr werden wir
die Wirkungsweise jenes genetischen Programms unseres Körpers beobachten
müssen, welches ein Überangebot an Nahrungsenergie als Körperfett deponiert.
Einige unserer Mitmenschen haben dazu genetisch eine geringere Neigung;
andere aber, wie Sie oder ich, sind hier „begünstigt“.
Wenn also ein Überangebot an Nahrungsenergie sich als „Pölsterchen“ an
unseren ansonst schönen Körper legt, dann muss eine Möglichkeit gefunden
werden, wie dieses Überangebot erkannt und verhindert wird. Eine Bilanz hinsichtlich
unserer Lebensgewohnheiten (Ernährung / Verbrennung) wird uns
helfen, rasch die Verursacher zu erkennen. Schließlich gibt es, von ganz wenigen
Ausnahmen abgesehen, nur zwei Möglichkeiten für zu hohes Gewicht: zu
viel Nahrungsenergie oder zu wenig Verbrennung durch den Körper.
Wie kommt man nun zu konkreten Zahlen, um den Überschuss zu erfassen?
In der Wirtschaftswelt gelingt das leicht, weil sowohl Einnahmen als auch Ausgaben
eine gemeinsame Messgröße haben – nämlich die Währung. Sie nehmen
1.000 Euro ein und geben 1.000 Euro aus. Es bleibt kein Depot.
Im Ernährungsmanagement ist das nicht so offensichtlich. Wir denken beim
Essen nicht in Kilokalorien, sondern wir essen das Schnitzel und trinken das
kühle Bier. Und nicht einmal das Ergebnis, sofern uns dies überhaupt interessiert,
sind Kilokalorien, sondern eben nur die Kilos. Wir greifen die Pölsterchen.
Wir merken, dass der Gürtel, der Reißverschluss oder der Knopf spannt.
Von der einen Messgröße des Essens bis zur Messgröße der körperlichen Auswirkung
ist es also relativ weit. Und doch gibt es eine einfache Messgröße,
sie heißt Brennwert oder Kalorie. Jede Bewegung des menschlichen Körpers
verbraucht eine gewisse, messbare Menge an Energie, und jedes Nahrungs-

mittel beinhaltet eine gewisse, messbare Menge an Energie. Um zur ausgeglichenen
Bilanz (=kein Fettdepot) zu kommen, ist es also nur mehr nötig, die
zugeführte und die verbrauchte Energiemenge im Einklang zu halten. Wer pro
100 g Schokolade (Zufuhr 520 kcal) eine ¾ Stunde joggt (Verbrennung 600
kcal), der muss kein Depotfett fürchten.
Um abzunehmen ist es natürlich sinnvoll, die Energiebilanz eine gewisse
Zeit lang negativ, also entweder mit geringeren „Einnahmen“ oder mit mehr
„Ausgaben“ gegenüber dem jetzigen Stand zu gestalten. In der Praxis sieht
das so aus, dass wir Nahrungsmittel suchen, deren Energiegehalt eher gering
ist, was bedeutet, dass man z.B. statt einer Portion Kartoffelchips (25 g) zwei
Portionen Salzstangen (50 g) essen kann, trotz gleicher Energieaufnahme
(135 kcal). Sollten Sie sich allerdings einmal für die Alternative von frischen
Karottenstreifen entscheiden, dann müssen Sie sich schon 600 g von diesen
gesunden Dingern einverleiben, um auf dieselbe Energiezufuhr zu kommen.
Abnehmen hat also in erster Linie nicht mit Qual, Selbstverleugnung, Kasteiung
und unerträglichen Einschränkungen zu tun. Es ist vielmehr eine Frage
1. der Intelligenz (Welche Alternativen wähle ich?)
2. der Mathematik (Zusammenrechnen der Brennwerte) und
3. der Flexibilität (Ich muss nicht an Althergebrachtem festhalten.)
Menschen, die so denken, haben bald ihr Ernährungsmanagement im Griff.
Wenn wir abnehmen wollen, geht es ja nicht darum, was wir essen, sondern wie
viel davon. Wie der große, alte Arzt des Mittelalters, Theophrastus Paracelsus,
meinte: „Die Dosis macht das Gift“. Wer den Brennwert seiner Ernährung vor
Augen hat, dem fällt es auch nicht schwer, geeigneten Nahrungsersatz und
-alternativen für eine energieärmere Ernährung zu finden.
Die Folge wird sein, dass Sattessen genauso möglich ist, der bisher zugeführte
Energieüberschuss in der Nahrung durch ein Energiedefizit ersetzt wird
und der Körper veranlasst wird, seine Reserven preiszugeben. Abnehmen ist
dann nur logisch und eine Frage der Intensität und Zeit.